Landrat sieht in Regional-Marketing etliche Chancen – Studie definiert Ziele für 2030
Will der Odenwaldkreis bei ausländischen Unternehmen für Aufmerksamkeit sorgen, sollte er seine Strategie fortsetzen, sich als der Standort in der Rhein-Main-Region mit der größten Kompetenz in der Verarbeitung von Kunststoff und Kautschuk darzustellen. Das ist am Mittwochabend (15.8.) bei einer Veranstaltung im Haus der Odenwald-Regional-Gesellschaft in Erbach deutlich geworden. „Sich als ,home of plastic and rubber‘ zu positionieren, ist gut“, hob Eric Menges, Geschäftsführer der Frankfurt/Rhein-Main (FRM) GmbH vor Repräsentanten der Kreispolitik, Bürgermeistern und Unternehmensvertretern hervor. Die Gesellschaft ist für das Marketing der Wirtschaftsregion im Ausland zuständig. Der Odenwaldkreis ist auf Betreiben von Landrat Frank Matiaske seit Mitte 2016 Mitglied der FRM GmbH.
Matiaske pflichtete Menges bei. „Wer den Odenwaldkreis nur mit Landwirtschaft oder Tourismus gleichsetzt, irrt. Diese beiden Branchen sind wichtig, aber der Kreis ist vor allem darüber hinaus ein starker Wirtschaftsstandort. Allein in der Kunststoff- und Kautschuk-Branche gibt es 70 Unternehmen. Hier haben wir die Nase vorn.“ Die Mitgliedschaft des Kreises in der FRM GmbH biete die einmalige Chance, diesen Standortvorteil international zu vermarkten.
Zugleich ermögliche sie dem Odenwaldkreis, sich in der Diskussion über die weitere Entwicklung der Metropolregion Gehör zu verschaffen, fügte der Landrat mit Blick auf die Studie „Frankfurt/Rhein-Main 2030“ hervor, deren Ergebnisse Oliver Schwebel in der Veranstaltung vorstellte. Schwebel ist Geschäftsführer der Frankfurter Wirtschaftsförderung. Zwischenzeitlich war er Mit-Geschäftsführer der FRM GmbH und als solcher für die Untersuchung verantwortlich.
Sie entwirft nach einer ausführlichen Analyse der Region und einer Umfrage unter mehr als 500 Akteuren eine Entwicklungsstrategie mit etlichen konkreten Zielen, die bis 2030 verwirklicht sein sollen. Als Beispiele nannte Schwebel eine „schnelle, sichere und bequeme Verkehrsinfrastruktur“ mit der Anregung, die Odenwaldbahn zu elektrifizieren, um schädliche Emissionen zu senken. „Die Bewältigung der Verkehrsprobleme in der Region gemeinsam anzugehen, ist neu. Davon wird auch der Odenwaldkreis profitieren“, so Matiaske. Schwebel nannte als weiteres Ziel, die Region als „digitalen Vorreiter“ zu positionieren, wofür der Odenwaldkreis schon viel getan habe. „Das ist für Unternehmen wichtig. Wo das nicht stattfindet, schrumpfen Kommunen.“
Zu den in der Studie definierten Zielen gehören außerdem die Schaffung von „Gesundheitsorten auf einem hohen internationalen Niveau“, eine gemeinsame Abstimmung in der Entwicklung von Wohnraum, Fachkräftesicherung und das Bewusstsein einer saubereren Umwelt. „Der Odenwaldkreis hat die Chance, gerade an diesen Entwicklungen teilzuhaben und seinen Beitrag dazu zu leisten. Der engere Ballungsraum um Frankfurt herum braucht uns, so wie wir ihn brauchen. Wir müssen bereit sein, immer mehr über Stadt- und Kreisgrenzen hinauszudenken“, sagte Landrat Matiaske.
Im Zusammenhang mit dem Ziel, die Region als „international angesagten Wirtschafts- und Arbeitsstandort“ zu sehen, wurde deutlich, dass der Odenwaldkreis für ausländische Firmen durchaus interessant sein kann, auch wenn er nicht in der direkten Nachbarschaft zu Frankfurt liegt. Sein Ziel vom Flughafen aus in einer Stunde zu erreichen, sei für jene Unternehmen völlig normal, so Schwebel. Menges hob hervor, dass bereits zahlreiche internationale Firmen im Kreis ansässig seien, zum Beispiel Pirelli in Breuberg.